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Bevor ich aber über die Mühlgrabenbrücke
gehe und die Gestaltung des Parks schildere, möchte ich den 1. Teil des
Berichtes des Domherrn Johann Lorenz von Meyer bringen. Das Buch war nur
schwer aufzutreiben und ich möchte meine Leser nicht um das Vergnügen
bringen, diesen euphorischen Text zu lesen.
„Ein günstiger Zufall führte mich gestern auf einer Abendspazierfahrt
nach Rödelheim, zu der mit genialem Sinn, zartem Geschmack und von der
alltagsweise abweichender Liebhaberei angelegten Villa Brentano’s. Der
stille Feldstrom Nidda, der die Verbreitung seines Namens dem
Revolutionskrieg des vorletzten Jahrzehnts verdankte, leihet seine lebhaft
strömenden Wasser den buschigen Anlagen von nicht großem, doch verständig
genutztem Umfang, zum schäumenden Katarakt, der eine daneben sich wölbende
einsame Laube durch sein Rauschen zum heimlichsten Plätzchen verschönert.
Über den Gartenkatarakt führt eine leichte Brücke, auf deren Geländer
sich köstliche Blumenvasen reihen *), zu der mit niedlichem Wohn- und
Schlafzimmer eingerichteten ländlichen Hütte, der Eremitage des
Besitzers, um sich dahin von dem Landhaus zurückziehen zu können. Über
ein Fülle seltener Blumenarten, die den kleinen Gartenwinkel vor der Hütte
schmücken, schweift von hier ab der Blick hin, hier auf den Wasserfall
und das stille Dorf, dort auf das waldige Jenseits des den Garten der Länge
nach anspülenden Stroms. – Ihr ruhet hier auf den Sitzen am Katarakt,
in Träume der Vergangenheit und Gegenwart gewiegt: - horch! da rauscht es
girrend herab vom Strohdach der Klause, in weiten Kreisen die Blumen und
Euer Haupt umflatternd, sich tauchend in die klare Flut, oder in das
Marmorbecken vor der Hütte. Auch das dünkt euch ein wacher Traum; und
doch war es eine schöne Wirklichkeit. Ein Schwarm Tauben: wahrhaft südliche
Idealgestalten des Tropenhimmels in ihren Formen und glänzend wechselnden
Gefiederfarben, schöner als sie uns der Norden gebiert, und Colombi und
Angelika, als der Venus Gespann und Amors Gespiele, sie malen. Der
Besitzer hält diese Amorettenschar in dem hellen, äußerst reinlich
gehaltenen Raum über seiner Klause, wo die zarten Wesen ihren Haushalt
ungehindert treiben. Wollt ihr Frauen und Jungfrauen mir vielleicht Dank
wissen für diese nach dem Leben entworfenen Skizze von Brentanos schönem
und gemüthlichem Landsitz und seinem idyllischen Taubenspiel: - doch würde
sie euch, kämet ihr und sähet die Natur und das Leben selbst – fürwahr
nur als ein schwaches Abbild der Wirklichkeit erscheinen in diesem kleinen
Arkadium, das noch mehr des Anmutigen und Reizenden in seinem Schatten
birgt.
Doch solch verfeinertem Genuß der Sinne
gehört diese Anlage dieser lieblichen Villa nicht allein. Edler
Gemeinsinn und hülfreiche Menschlichkeit walten hier, Wohltaten aller Art
verbreitend, über den angrenzenden Flecken durch die von dem Besitzer
gestifteten und mit Unterstützung eines thätigen Freundes sorgsam
gepflegten Armen-, Kranken-, Versorgungs- und Industrie-Anstalten, die nach
dem Ortsverhältnis Menschenleiden erleichtern und Menschglück befördern
helfen.“
*)
die mit Blumentöpfen geschmückte Brücke war die kleine Brücke über
den Mühlgraben, nicht die Brücke über die Nidda zum Petri-Häuschen.
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