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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV.

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Was an Bauten, Pavillons, Vasen den Park einst schmückte, ist nicht mehr. Was noch stand, war der Musiksalon – oder wie soll man es nennen, vielleicht das musizierende Gewächshaus? – Das Gebäude wurde von der Stadt nach der Erwerbung 1926 schnell abgerissen. An Denkmalschutz dachte man damals leider noch wenig.

Machen wir einen Spaziergang durch den Park, so wie ich ihn 1920 gekannt habe, und ich erzähle, was man uns erzählt hat.

Ging man über die Mühlgrabenbrücke, so sah man rechts ein hohes Gebäude mit griechischem Giebel liegen. Zu unserer Zeit waren die Gewächshäuser an den Seiten von Sträuchern völlig verdeckt. Das Bild, welches Frau Wiebke Fey auf dem Historischen Museum in Frankfurt entdeckte, ist ein kostbarer Fund. Es ist ein frühes Bild aus der Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts (19. Jhd.). Noch fehlten die Sphinxe, doch werden sie von Maxe von Arnim in ihren Erinnerungen genannt. Wie Wächter lagen sie auch zu unserer Zeit rechts und links von der Eingangstür, doch von Musik war nichts mehr zu hören. Als man uns Kindern erzählte, hier seien früher Konzerte gegeben worden, betrachteten wir das Gebäude mit mißtrauischem Blick. Doch Maxe bestätigt dies, in der Mitte des Treibhauses sei ein schöner Salon gewesen, in dem auch ein guter Flügel gestanden habe und Musiknachmittage und –abende stattgefunden hätten.

Es war eine für Georg Brentano typische recht romantische Idee, zwischen tropischen Gewächsen Konzerte zu veranstalten. Georg selbst spielte Flöte, auch Harfe, Sophie war exzellente Klavierspielerein und „Louis ist schon ein ganzer Virtuose auf dem Violacelle“. Auch mancher namhafte Künstler wird dort musiziert haben.

Gehen wir durch den Laubengang=Traubengang=Rosengang weiter in den Park hinein, noch füllen mancherlei Baumgruppen oder auch einzeln stehende Bäume die Weite. Querwege, wie der Mauseweg, an der alten Eiche vorbei, der Mittelweg mit der „kleinen“ Rotbuche*) verbinden die rechte Seite mit der Niddaseite. Die verhältnismäßig dichte Bepflanzung spricht dafür, daß dies eine der frühen Anlagen ist. dann beginnt die weite Wiese, die nur von einer Baumgruppe mit einer Sonnenuhr unterbrochen wurde. Mir ist der Platz noch in guter Erinnerung. Dort machten die Erwachsenen Rast, während wir Kinder im Kreis herum auf die Steine der Sonnenuhr sprangen.

Der langgestreckte Weg vom Mittelweg an bis zum Ende des Parkes führt immer wieder durch die ‚Wäldchen’, so nannten wir die dichten Baum- und Strauchgruppen, die den Blick in die Weite wehrten, ihn aber dann wieder von Neuem über die Wiesen schweifen ließen.

*) sie war erst 1908 gepflanzt worden und musste 80 Jahre später schon gefällt werden; ein gutes Beispiel wie sehr ein Park dem Wechsel unterliegt.

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