| Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV. | |
|
116 |
Im Weitergehen entdecken wir einen versteckten Weiher und gleich daneben sehr dicht stehende Bäume: das war einmal der Irrgarten. Nicht mehr geschnitten, schossen die Bäume in die Höhe. Maxe von Arnim nannte es das Labyrinth, auch andere erzählten von dieser lustigen Unterhaltung. Auf dem Weiher versuchten wir uns im Schlittschuhlaufen und holten im Frühsommer Kaulquappen aus dem sumpfigen Graben. Dort war die Niddaschleife gewesen, die Georg Brentano durch einen Damm abschneiden musste, richtig trocken ist aber das Land nie geworden. Trotzdem wurde in einer geometrischen Vermessung die Schleife als Land angerechnet, von der aber wieder das neue Niddabett abgezogen wurde. Jetzt sind wir auf dem Rückweg an der
Nidda entlang, es kommt der Berg, wie wir den von Georg Brentano aufgeschütteten
Hügel nannten. Bergabwärts konnte man einen Blick auf die andere Seite
tun, wo jetzt Kuhlmann seine Landwirtschaft hatte. Zu Georgs Zeiten war
dort die kleine Ökonomie, vor allem aber die Gärtnerei, wo alle die
vielen Topf- und Kübelpflanzen herangezogen wurden und überwinterten.
Wahrscheinlich war dort ein Steg oder eine Brücke, man kann nicht mehr
ausmachen, wo dies genau war. Als der Sohn Louis nach Georgs Tod die Ökonomie
auflöste, wurde für die Pflanzen ein höherer Betrag erzielt als für
die Gerätschaften.*) Von hier ab ist das Ufer der Nidda mit Erlen und Sträuchern zugewachsen, so daß man kaum etwas vom Wasser und dem anderen Ufer sehen kann. So ist auch kein Blick mehr auf den Taunus mit seinem schönen Sonnenuntergang, von dem so viele geschwärmt haben, möglich. Goethe notierte damals, 1814: „Herrlicher Sonnenuntergang hinter den Taunusbergen“. Der Rückweg ist schattig. Auf der
linken Seite des Weges wechseln sich Platanen und Kastanien ab. (Einige der
Platanen stehen noch heute auf der neuen Insel, die bei Anlage des
Freibades entstanden ist. Man darf annehmen, daß diese Platanen mit einem Stammumfang von über 4
m schon von Georg
gepflanzt wurden. Unser Rundgang ist bald beendet, schon sehen wir das Mittelgebüsch wieder. Noch einmal wird unser Blick abgelenkt durch eine große mehrstämmige Buche. Zur Rechten dann ist der schmale Zugang zur Adlerbrücke zu sehen, sie führte zum Petri-Haus hinüber, dem mit so viel Liebe ausgeschmückten Refugium Georg Brentanos. Die Adlerbrücke hatte ihren Namen nach zwei fast lebensgroßen steinernen Adlern, die zu beiden Seiten der Brücke auf dem hochgezogenen Pfeiler saßen. Zu unserer Zeit war der Pfeiler ganz bewachsen, sogar eine Birke hatte sich dort angesiedelt. *) laut Louis Brentanos Buchführung: für Verkauf der Pflanzen und Gewächse f 744, 16 – Versteigerung d. Ökonomie-Geräthschaften-Inventars f 316,19 |