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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV.

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Westwind

Ach, um deine feuchten Schwingen,
West, wie sehr ich dich beneide,
Denn du kannst ihm Kunde bringen,
Was ich durch die Trennung leide.

Die Bewegung deiner Flügel
Weckt im Busen stilles Sehnen;
Blumen, Augen, Wald und Hügel
Stehn bei deinem Hauch in Tränen

Doch dein mildes, sanftes Wehen
Kühlt die wunden Augenlider;
Ach, für Leid müßt’ ich vergehen,
Hofft ich nicht, wir sehen uns wieder.

Geh denn hin zu meinem Lieben,
Spreche sanft zu seinem Herzen;
doch vermeid, ihn zu betrüben,
Und verschweig’ ihm meine Schmerzen.

Sag ihm nur, doch sag’s bescheiden:
Seine Liebe sei mein Leben;
Freudiges Gefühl von beiden
Wird mir seine Nähe geben.

 

„Aber dieses Gedicht von höchster Schönheit verhallte; Goethe und Marianne haben sich in ihrem Leben nie mehr gesehen.“

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