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24. April 1881
„Erkennst Du mich in meinem Alten
Kleide,
Das ich zum heut’gen Festtag angelegt?
Gedenk’ ich jener Zeit, da ich’s
getragen,
So werd’ ich altes Haus noch ganz
bewegt.
Viel gute, frohe Menschen bei mir
wohnten,
Ein buntes Treiben herrscht' im
‚Gold’nen Kopf,
Und wer es damals nicht hat mit erlebt,
Dem sag’ ich kühn: „Er ist ein
armer Tropf“.
Ich seh’ im Geiste noch die
Kaffee-Schläuche,
Durch die gewagt Du manche kühne Fahrt;
Und jenes Zuckerfaß, in das Du
tauchtest,
Hast im Gedächtnis sicher Du bewahrt.
Die Zeit entschwand, mit ihr der
gold’ne Schimmer
Und ‚Commanditchens Reich’ in Trümmer
sank. –
Die Neuzeit stürzt und schaffet
and’re Reiche,
Und Mär und Dichtung finden wenig Dank.
Drum sei Du heute zwiefach mir
gepriesen,
Der Du der Dichtkunst stets ein treuer
Hort.
Leg’ Deine Hände segnend auf die
Enkel,
Dein guter Geist er leb’ in ihnen
fort.“
(Commanditchen = eine Figur aus einem
Brentanoschen Märchen.)
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