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Wenn ich bei Louis Brentano schrieb: Mit
seinem Tode ging die Zeit der Frankfurter Brentano zu Ende, so stimmt
das.*) Gleich nach dem Tode ihres Vaters hat Marie das Haus am Taunusplatz
verkauft und ist nach Rödelheim gezogen. Der Schwiegersohn Rudolf
berichtet von einem Besuch dort:
„Rödelheim ist nun mit all’ den schönen
Sachen des Großpapas so voll gestopft, daß damit allerdings ganz
wohnliche Zimmer entstehen mussten, aber damit ist auch der alte Charakter
dem Rödelheim genommen. Was eigentlich an Mamas Haus schadhaft und gefährlich
ist, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber überaus bedauere, ist dies,
daß Clemens die Mama immer mehr beherrscht und sich ihre Zukunftspläne
nach Clemens zu richten scheinen. So könnte der Bau eines neuen Hauses
unter Clemens als Ratgeber eine kostspielige und aussichtslose Sache
werden. – Die Mama lässt sich und anderen Menschen keine Ruhe; sie
liebt das Sticheln und so war es gut, daß ich abreiste. Mama weiß nicht,
was sie will. Das längere Bleiben der Frl. Caroline
scheint bei ihr nur Eifersucht erwirkt zu haben, nun das kennen wir ja.“
– Sehr nett klingt das alles nicht, aber es wird wohl so gewesen sein.
Nur in einem muß ich widersprechen: ich glaube nicht, daß ihr Sohn sie
beherrscht hat. Im Gegenteil, es wurde in Allem sich nach dem gerichtet,
was die Mama anordnete, auch als der Sohn schon verheiratet war.
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meines Wissens ist von Nachkommen nur noch die Familie von Bernus in
Frankfurt.
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