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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel VII.

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Als wir in der Handarbeitsstunde stricken lernten und es bis zum Strümpfe stricken brachten, hatte ich schwarze Wolle, die wahrscheinlich vorhanden war. Die kratzenden Strümpfe musste Franz-Josef tragen. Ich habe dieses Strumpfstricken in besonderer Erinnerung, weil wir als Sommerferienaufgabe die Wade stricken sollten. Ich hatte die Zahlenangabe falsch verstanden und strickte und strickte. Nachher in der Schule besah sich die Handarbeitslehrerin mein Werk und mit dem kurzen Satz, das ist viel zu viel, zog sie meine so mühsam gestrickten Maschen zur Hälfte wieder auf.

Fertige Kleider wurden nie gekauft und da die Mutter so gar keine Eitelkeit kannte, war auch das, was für uns genäht wurde, nicht gerade nach der herrschenden Mode. Sehr früh habe ich nähen gelernt und das erste, was ich nähte, war, morgens früh vor der Schule, ein Kleid oder einen Rock kürzer zu machen. Die Mutter sah das nicht gerne, aber sie ließ es bei einer kurzen Bemerkung bewenden.

Einmal bekam die Mutter ein lilafarbenes Stück Stoff geschenkt. Ich glaube, es war der Rest von einem fastenzeitlichen Messgewand. Das Stück reichte gerade für ein Kleid für mich. Kein Mensch trug damals lila, selbst ich, der im Ganzen nicht empfindlich war, fühlte mich vor den Augen meiner Mitschülerinnen recht unbehaglich in diesem Kleid. Für die vier Jahre ältere Elisabeth waren diese Dinge natürlich viel peinlicher als für mich.

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