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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV.

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 Wilhelm Grimms Sohn, der Kunsthistoriker Herman Grimm, rühmt das Landgut:

„Ich habe das Haus noch vor Georgs Tode gesehen, der es ganz nach seinem Sinne eingerichtet hatte. Die offenen Türen des mit weißem Stuck und Marmor ausgelegten Gartensaales, dessen innere Türen mit rotem Tuch beschlagen waren, gingen auf eine sanfte Rasenfläche, die sich bis zu der quer durchströmenden Nidda *) erstreckte und auf der weiße Pfauen ihren Aufenthalt hatten“.

Die Wände dieses Gartensaales hatte Georg Brentano mit wunderschönen Blumengirlanden eingefasst, aber noch im Jahre 1828 beschäftigte er sich mit einer weiteren Ausgestaltung. Hier soll Georg selber sprechen, (Brief bei den Familienpapieren):

„Liebe Schwester! Beste Bettine! Herr Goetzenberger war dieser Tage bei mir, und unter anderem zeigte er und sprach er von Deinen Compositionen, die uns alle entzückt haben; da fiel mir ein, daß Du mich wohl der Ausführung eines Wunsches näher bringen könntest, den ich schon lange hege, bey dem mich aber biß izt keiner unserer hiesigen, hölzernen Künstler befriedigen konnte; ich habe nehmlich in Rödelheim einen weißen Saal in Gips mi weißer Oelfarbe angestrichen, er hat vier Felder, diese sind von einem sehr geschickten Blumenmahler mit Blumengirlanden nach der Natur gemahlt, eingefasst. ... Nun möchte ich gerne in der Mitte jeden Feldes ein schwebendes oder fliegendes Kind oder auch zwei gemahlt haben; ich sage Kinder, weil man diese, wo nicht ganz in Lebensgröße, doch der selben recht nahe greifen könnte; ich denke mir, daß ein schönes Kind das schöne weiße Feld weit edler beleben wird als eine Arabesque, daß die Nudität eines Kindes, besonders wenn die Lenden leicht marquirt oder züchtig gewandet sind, durchaus nichts Anstößiges haben könne; und daß ein hiesiger Mahler seinen Körper auch eher herausbringt als reine ausgewachsenen Formen.

Aus Rambergers Taschenbuch hat Sophie (die Tochter) ein Kind auf eines der Felder der beigelegten Skizze gezeichnet, was vielleicht nicht übel wäre. Ob man leicht Wolken darein mahlen sollte, müsste erst noch überlegt werden. – Willst du mir die vier Ideen entwerfen, so würdest du, wenn es dir nicht zu viele Zeit raubt, mir etwas sehr erfreuliches erzeigen. .....

Wenn du uns einmal mit dem lieben Arnim und Kindern zu besuchen die Anwandlung bekommst, so halte sie fest und sey der offenen Arme und der treuesten, bruederlichen Liebe sicher.

Grüsse mir alle sehr herzlich, dich selbst aber aus meiner ganzen Seele

Fft., den 21. Merz 1828                                           dein treuer Bruder Georg

Sende die einliegende Zeichnung gelegentlich zurück.“

*) er meint den Mühlgraben

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