| Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV. | |
|
121 |
3. Teil Über das, was sich in Rödelheim zutrug. Die viel gepriesene Schönheit von Georg Brentanos Sommersitz und die Gastfreundschaft, die er allen Bekannten und Unbekannten entgegenbrachte, lockte bis Ende der 40er Jahre des 19ten Jahrhunderts, besonders während der Tagung des Deutschen Bundestages in Frankfurt selbst fürstliche Personen nach Rödelheim hinaus. Und der schon zitierte Friederich mit seinen „Erinnerungen eines Toten“ schreibt: „Ein ganz anderer Ton als in der Frankfurter Gesellschaft herrschte im Hause Georg Brentanos. Die kleinen Feste, die er gab, waren glänzend und angenehm unterhaltend, besonders, weil man fast immer mit ausgezeichneten Fremden, die sich eingefunden hatten , in Berührung kam.“ Einen besonderen Anziehungspunkt
bildeten die regelmäßigen Musikabende, sei es draußen im Park in dem
schon geschilderten Musiksalon oder im großen Gartensaal. Hier muß ich eine Zwischenbemerkung über Georg Brentanos Persönlichkeit einschieben. In einem Buch über Bettina (leider weiß ich nicht mehr in welchem) werden am Anfang ihre Brüder und Schwestern aufgezählt. Als erster wird der „melancholische Georg“ genannt. Ich stutzte sehr, als ich das las, denn ich hatte bisher nicht den Eindruck, daß Georg ein Melancholiker gewesen sei, wurde er doch an anderer Stelle als der größte Lebenskünstler bezeichnet. Aber vielleicht war das gar kein Widerspruch. Ich kam zu folgender Überlegung: auch Georg war ein echter Brentano, nicht so überschäumend und exaltiert wie Bettina in ihren jungen Jahren, und nicht so sich bedauernd und Mitleid heischend wie Clemens es mit zunehmendem Alter wurde, aber doch von wechselnden Stimmungen erfasst. Herman Grimm schreibt über Georg, daß er der Geselligkeit bedürftig gewesen sei und damit hat er sicher einen zutreffenden Ausspruch getan. In Gesellschaft oder auf seinen Reisen überspielte er seine melancholischen Anwandlungen. Das große Haus voller Gäste und das stille Petri-Häuschen, zu dem sicher nur wenige Zutritt hatten, veranschaulichen recht gut Georgs wechselnde Lebensweise. |