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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel IV.

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Im gleichen Brief erzählt Arnim: „Das Badehaus war wenige Tage vor meiner Ankunft bestohlen worden. Der Dieb hatte die Vorhänge und Alabasterstatuen fortgetragen. Der Dieb ist entdeckt worden, die Sachen wieder gefunden worden.“

Darin unterschied sich die ‚gute alte Zeit’ nicht von der heutigen.

Im folgenden Sommer (1832) begann dann wieder das lustige Leben in Rödelheim. So schreibt Maxe von Arnim in ihren Erinnerungen: An den Sonntagnachmittagen stellten sich alle Tanten und weiblichen Verwandten mit ihren Kindern und deren Freunden und Freundinnen in Rödelheim ein. Die Jugend entwich dann in irgendeinen entlegenen Teil des Parkes.

Im September des gleichen Jahres war wieder ein großes Familientreffen. die Savignys aus Berlin mit ihren Kindern Bettinchen, Franz und Leo waren gekommen. Dazu Bettina mit Freimund und Gisela, die mit Maxe und Armgart Wiedersehen feierten. Die damals 5-jährige Gisela entzückte alle durch ihre Lieblichkeit und man staunte über ihre Klugheit. Bei diesem großen Familienfest waren wohl über 50 Personen zusammen. Obenan saßen Franz und Toni als ältestes Paar. Ein silberner Pokal ging herum, aus dem jeder, auch die jungen trinken und wenigstens ein paar Worte sagen mussten. Savigny hielt eine wunderschöne Rede. -

Melines Anwesenheit in Rödelheim wird kaum erwähnt, doch hat auch sie manchen Tag draußen verbracht, nur machte sie nicht so viel Aufhebens von ihrer Person. Bettina veranlasste dies zu der unfreundlichen Bemerkung, sie habe das selbständige Denken verlernt.*) Marianne von Willemer, auch ein gern gesehener Gast, kannte die Geschwister gut und tat den Ausspruch: „Es müsste den wunderlichsten Eindruck machen, alle die verschiedenen Personen, die jetzt zur Familie Brentano gehören, in einem Raum zusammen zu sehen, --- jeder ist in seiner Art, wo nicht bedeutend, so doch von einem ausgesprochenen Charakter, und sie versetzen sich gegenseitig so viele Püffe und Hiebe, daß sie es nicht lange miteinander aushalten.“

Das mag schon so gewesen sein, doch Georg und Meline möchte ich ausnehmen. Nirgends habe ich ein unfreundliches oder liebloses Wort von Georg gelesen oder bin einer negativen Kritik von ihm begegnet. Er stand etwas außerhalb des Geschwisterkreises, er mischte sich nicht in ihre Angelegenheiten ein, aber es wurde auch kein Rat bei ihm eingeholt. Franz war Vormund nach dem Tode des Vaters gewesen und er war die Autorität.

*) die Münchner Dozentin Dr. Sibylle von Steinsdorff hat einen Aufsatz über Meline geschrieben (in „Die Brentano. Eine europäische Familie“. Verlag Max Niemeyer, Tübingen 1992). Die Quelle waren Briefe Melinens, vor allem an den Schwager Savigny. Da bekommt man ein ganz anderes Bild von Meline. Sie war nicht die kleine Schwester, für die eine Versorgungsehe angestrebt wurde, sondern sie selbst sehnte sich nach einem sie vollausfüllenden Lebensbereich, den konnte ihr damals nur eine Ehe bieten. Sie war es, die sich für den 16 Jahre älteren Georg Friedrich von Guaita entschied. Sie wurde eine pflichtbewusste Gattin, eine liebevolle Mutter und die Töchter vertrauten ihr gerne ihre kleinen Kinder an, wenn sie auf Reisen waren. Auch gab es keine bessere Krankenpflegerin als sie, wie Bettina feststellte.

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