Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel V. | |
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Vor dem 1. Weltkrieg sind meine Eltern noch regelmäßig in die Museumskonzerte gefahren. Das Louis auch ein tüchtiger Sänger gewesen sein muß, erfahre ich nur durch ein Gedicht seiner Tochter zu seinem Geburtstag 1872: ...“Und als der Knabe geworden ein Mann, - er herrliche Lieder zu singen begann. – Willkommen als Sänger Land aus und Land ein, - denn wo man ihn brauchte, da fand er sich ein.“ Von der Verbindung Louis mit Moritz von Schwind war schon die Rede, als ich seine Häuser schilderte. Auch gab es bei uns in der Familie eine Reihe Bleistiftzeichnungen, Märchenbilder: Aschenbrödel, Schneewittchen und ein Bild zum Brentanoschem Märchen vom „Myrtenfräulein“ in zarten Aquarellfarben. Dieses Bild stand bei uns in Rödelheim im gelben Zimmer auf einem Tisch. Ich hatte eine besondere Beziehung zu diesem Bild. Gerade dieses Märchen als kleines Buch ist das einzige Geschenk, welches mein Vater persönlich für mich ausgesucht hat. Das war 1926, als nach dem Verkauf von Rödelheim Geld da war. Daß mein Vater zum Einkaufen in die Stadt gefahren war, war eine Sensation. Leider hat meine Mutter später dieses Bild verkauft. Sie hatte die Idee, mit Verkauf von diesem und jenem ihren Umzug von der Kisseleffstraße in die Brendelstraße zu finanzieren. Nötig wäre dies nicht gewesen, aber die ihr lebenslang geübte Sparsamkeit kam hier wieder zum Zuge. Wenn sie gewusst hätte, daß dieses Bild mir eine liebe Erinnerung war! Aber es war bei uns nicht Sitte zu sagen, dies oder jenes möchte ich gerne haben.
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