Start

Inhalt

Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel V.

weiter

186

Ein Zweites, weswegen unsere Mutter gegen Louis Brentano eingenommen war, waren seine Beziehungen zu Künstlerkreisen, vielleicht auch Künstlerinnen. Aber darüber sprach man natürlich nicht. Man muß aber auch wissen, daß unsere Mutter eine merkwürdige Einstellung zu Künstlern hatte: als ob sie alle unmoralische Menschen gewesen seien. Dies entnehme ich einem Brief ihrer Schwester Dorly von Ellerts, die von Stade nach Hamburg fuhr und dort bei einem Chor mitsang. Agnes muß sich da sehr besorgt geäußert haben, denn Dorly schreibt ihr: „Ich wollte wirklich, Du könntest einmal Mäuschen bei uns sein und zuhören, dann würde Dein Misstrauen schwinden. Die Damen, die mitsingen, sind aus den besten Hamburger Kreisen.“

In ihren Erinnerungen schreibt aber die Mutter auch, Louis war ein gutherziger Mensch. Für sein freundliches Denken an Andere zeugt doch der überlieferte Ausspruch nach Tisch: Nun wollte ich, alle Menschen hätten es so gut wie wir.“

Wie beliebt Louis war, zeigen die vielen Briefe seiner Verwandten, nicht nur von seiner Generation, sondern auch von den Jüngeren, oft Dank für ein Geschenk.

Spaß machte mir zu lesen, daß sich der Neffe Achim für eine Quittensendung bedankt.

So alt ist also dieser weihnachtliche Genuß in unserer Familie. Über 40 Jahre habe ich diese Tradition weitergeführt.

weiter