Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel V. | |
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Endlich kommt Clemens zu Herrn Steinmann, der allerdings inzwischen Pastor in Ruthe geworden ist, weit weg von Frankfurt. Ich glaube, es war dort, wo Clemens in eine Schule ging und mit anderen Kindern zusammen kam, eine glückliche Zeit für ihn. In einem Brief an seine Mutter aus Ruthe – Clemens ist jetzt 15 Jahre – steht der traurige Satz: „wenn Du nicht schreiben kannst, so kann mir vielleicht Gretchen schreiben.“ (Gretchen war die Jungfer von Marie.) Mir scheint, daß, wenn man diesen Satz gelesen hat, nicht mehr viel über das Verhältnis Maries zu ihrem Sohn zu sagen bleibt. Um Marie gerecht zu werden, habe ich alle Briefe Karl Friedrich Stumpfs an seinen Schwiegervater nochmals durchgelesen. Es scheint, daß Marie nach der Geburt dieses Kindes nie mehr richtig gesund war. Erstaunlich ist für uns Heutige, zu lesen, daß Marie von Frankfurt, wo Clemens zur Welt kam, nach Innsbruck zurückkehrt, das Kind aber erst nach einem halben Jahr von seinem Vater geholt wird. Ist nicht da schon eine Bindung verloren gegangen? „Maries Freude, den Bub endlich zu haben, war groß und machte sich durch einen Strom von Tränen Luft.“ Im Dezember 1877 füllen zwei Seiten eines Briefes C.F. Stumpfs an seinen Schwiegervater der Bericht über Maries Gesundheit. Im Februar 1877 wird ein Professor aus München zugezogen: „Er hofft auf das Bestimmteste, daß das Wesentliche in Maries Übel im Lauf der nächsten Wochen gehoben sein wird. Schonung ist allerdings noch lange geboten.“ Mai 1878 Konsultation in Würzburg: „ ... daß keine Lebensgefahr vorhanden, wohl aber ein sehr bedeutendes Angegriffensein des ganzen Nervensystems und in Folge dessen eine starke Abspannung und Hinfälligkeit unverkennbar sei, welche jeden Lebensgenuß auf lange hin und wesentlich stören werden.“ |