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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel V.

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Louis Brentano war Schopenhauer-Anhänger und der Kirche entfremdet. Glaubte Marie sich verpflichtet, ihn zur Kirche zurückzuführen? In seinem letzten Brief sagt Knecht: „Für Ihren Herrn Papa habe ich nach dem, was Sie schreiben, viel Hoffnung; nur Geduld und Beharrlichkeit im Gebet, dann wird der HERR alles zum Besten lenken.“

Nach dem vielleicht 3-jährigen Aufenthalt in Ruthe kam Clemens nach Davos – weil er schwach auf der Lunge sei. Dort hat er seinen Schulabschluß gemacht. Wieder holt sich Marie Rat bei einem zukünftigen Bischof (von Mainz), Dr. Heinrich Brück. Er antwortet ihr am 15. Juni: „Nach meinem Dafürhalten wird es für Ihren Herrn Sohn am besten sein, wenn er vorläufig ganz für seine Gesundheit lebt und die Ratschläge und Anordnungen des Arztes genau befolgt. Eine kleine wissenschaftliche Beschäftigung wird ihm nützlich sein, dafür ist der Unterricht in der französischen  und englischen Sprache geeignet. Ich rate nicht, daß ihr Sohn sich noch mehr anstrengt. Ob derselbe sich später dem Studium oder der Architektur usw. widmen soll, kann erst besprochen werden, wenn seine Gesundheit sich hinlänglich gebessert hat. Für jetzt möchte ich schon bemerken, daß es für die gesellschaftliche Stellung Ihres Sohnes nützlich ist, wenn er sich eine allgemeine wissenschaftliche Bildung aneignet.“

Ob Dr. Brück gemeint hat, er könne diese wissenschaftliche Bildung als Student, Mitglied der katholischen farbentragenden Verbindung finden? Wohl kaum. Er ist Student in Tübingen und Marburg und wundert sich über das studentische Leben. Auf ihn, der nie etwas entscheiden durfte, macht diese Freiheit großen Eindruck. Offiziell hieß es, er studiert Jura, aber wie gesagt, es sollte kein Beruf angestrebt werden. Prüfungen waren so wie so nicht seine Sache. Er selbst hat uns erzählt, daß er in Davos bei den Abschlussprüfungen zu den prüfenden Herren gesagt habe: „Lassen Sie mich durchfallen, ich bin viel zu aufgeregt.“

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