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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine
Familiengeschichte /
Kapitel VII.
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Elisabeth hatte überhaupt ein ganz anderes Vaterbild als ich. Sie hatte den Vorkriegsvater noch erlebt, der seine kleinen Töchter mit Freude heranwachsen sah. Elisabeth sagte mir einmal, sie habe ihre Erinnerungen an den Vater vor allem für Franz-Josef aufgeschrieben. Ich bat sie mehrmals, mir diese Erinnerungen doch einmal zum Lesen zu geben, was aber leider nicht erfolgte. In ihrem Nachlaß war nichts zu finden, wahrscheinlich hat sie das Aufgeschriebenen, vielleicht nach Franz-Josefs Tod, vernichtet. Elisabeth war sicher die Begabteste von uns fünf. Daß sie trotzdem so viel für die Schule arbeiten musste, lag daran, daß ihre Klasse die erste war, die bis zum Abitur geführt wurde. Da die Ursulinenschule eine Privatschule war, kam zu dieser ersten und allen späteren Abschlussprüfungen der Oberschulrat. Deshalb wurde von diesen ersten Abiturschülerinnen besonders viel verlangt. Sie hat bei den Eltern auch erreicht, daß sie ein Vollstudium machen durfte, Chemie. Dabei muß man wissen, daß unsere Mutter für weibliche Berufsausbildung kein Verständnis hatte. Wahrscheinlich war es für sie immer schwer, die so anders geratene Tochter zu verstehen.
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