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Georg Brentano und sein Park in Frankfurt-Rödelheim - eine Familiengeschichte / Kapitel VII.

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Wir fuhren immer mit einem Bummelzug, natürlich 4. Klasse, nach Volperhausen. Das war am billigsten. Es machte die Reise lang, aber um so schöner war das Ankommen. In Wissen mussten wir ins Bimmelbähnchen umsteigen und wenn sich dieses pfeifend und bimmelnd durch den kleine Tunnel gekeucht hatte, kam eine große Lichtung, leuchtend rot von Fingerhut, von dort konnten wir die Burg zum ersten Mal sehen.

Warum fuhren wir so gerne nach Volperhausen? Warum war es so schön für uns, dort zu sein? Ich glaube, es war die Atmosphäre des Hauses. Kummer und Sorgen gab es dort bestimmt viele, aber wir kleinen Gäste merkten nichts davon. Meine Eltern werden es mir verzeihen, wenn ich es hier noch einmal ausspreche. Unser so lebhafter Vater pflegte sich über alles aufzuregen, sei es über kleine Dinge  im Haushalt, sei es über die große Politik. Uns Kindern war zwar gesagt worden, Kinder haben sich bei Tisch mit Anstand zu langweilen, und wir hatten längst gelernt, daß es besser sei, zu schweigen als dem Vater zu widersprechen. Trotzdem gingen die Wogen oft hoch. Unsere Mutter verließ nie die Ruhe. Doch gegen des Vaters Redeeifer konnte sie nichts ausrichten. So war es meist nicht gemütlich bei uns, wenn es mir auch leid tut, dies sagen zu müssen.

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